Ausgebremst

Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt, ist mit 70 Jahren noch einmal einen Marathon gelaufen. Nach dem Hamburg-Marathon hat ihn das Lauffieber wieder gepackt. Im Winter plant er, am Valencia-Marathon teilzunehmen. In diesem Blog blickt er alle vier Wochen auf seine Erfahrungen, seine Pläne und von den Höhen und Tiefen des Lauftrainings zurück.

Datum Strecke Pace Herzfrequenz Anstieg
14.11. Verletzung am Oberschenkel      
15.11. Verletzung am Oberschenkel      
16.11. Verletzung am Oberschenkel      
17.11. 7,1 km 5:24 min 122  
18.11. 11,8 km 5:16 min 121  
19.11. Laufpause      
20.11. 17,0 km 5:20 min 123  

Nur noch 14 Tage. Die Oberschenkelschmerzen vom HM in Santa Cruz zwangen mich am Montag zur Laufpause. Ich telefonierte am Abend mit meinem mich regelmäßig behandelnden Osteopathen in Kiel, Dirk Werner. Er riet mir, auf jeden Fall einige Tage mit dem Laufen auszusetzen. Gleichzeitig sollte ich mich weiterhin dehnen und auch die Blackroll verstärkt einsetzen. Aufgrund meiner Beschreibung und der Probleme am Oberschenkel vom Februar war er sich aus der Ferne sicher, dass es sich nicht um eine Muskelzerrung oder gar einen Muskelfaserriss handeln dürfte. Letztendlich aber blieb mir nur die Option Hoffnung. So pausierte ich auch noch den Dienstag und den Mittwoch, nahm mir aber viel Zeit für die ausgiebige Dehnung der verschiedenen Muskelgruppen. Und ich hatte zunehmend das Gefühl, dass gerade die Behandlung mit der Blackroll für Linderung sorgte.

Am Donnerstag startete ich dann den Versuch, wieder zu laufen. Dafür sind meine Wendepunktstrecken hier auf Teneriffa nahezu ideal, weil ich im Falle einer Verschlechterung der Verletzung sofort abbrechen könnte. Ich wäre in kürzester Zeit wieder am Ausgangspunkt und müsste keine lange Distanz humpelnderweise zurücklegen. Gut, in Kiel hätte ich auch eine kurze Wendepunktstrecke an der Kiellinie laufen können. Geplant hatte ich beim ersten Versuch 5 Kilometer in etwa 30 Minuten. Gelaufen bin ich dann aber gut 7 Kilometer in 38 Minuten. So ist es halt: die Unvernunft ist irgendwie immer im Spiel, und wenn man ein Ziel verfolgt, schaltet man seinen Verstand aus. Andersherum gesehen hatte ich auch nichts mehr zu verlieren. Um es mit den Worten von Wolfgang Krüger zu sagen: alles oder nichts. Glücklicherweise ging es aber gut und ich konnte bis zum Ende schmerzfrei laufen. Am Freitag bin ich dann schon wieder fast 12 Kilometer gelaufen. Auch hier blieb ich bis zum Ende schmerzfrei. Nach 2 Lauftagen machte ich am Sonnabend allerdings bewusst einen trainingsfreien Tag und lief am Tag darauf, eine Woche nach der Verletzung, 17 Kilometer in gut 1:30 Stunden. Mein Oberschenkel verursachte auch bei diesem Lauf keine Schmerzen.

Von daher sehe ich Valencia mittlerweile wieder zuversichtlich entgegen. Dennoch muss ich natürlich daran denken, dass der stechende Schmerz von einem auf den anderen Moment gekommen ist, ohne jegliche Ankündigung. Mir ist durchaus bewusst, dass mir das beim Marathon in Valencia wieder passieren kann. Zumal die Belastung durch die doppelte Distanz und die mehr als doppelte Laufzeit deutlich höher ist. Aber den Gedanken muss ich verdrängen, damit ich positiv ins Rennen gehen kann.

Mit meiner früheren Mitarbeiterin Birgit Behrend, die seit vielen Jahren bei einem Kollegen von mir in München arbeitet, tauschte ich mich auch aus. Sie stellte die einfache Frage: „Kann es unter Umständen auch am Laufschuh gelegen haben?“ Und ich musste ihr Recht geben. Ich hatte darüber auch schon nachgedacht. In Santa Cruz lief ich mit einem Saucony Endorphine Speed. Ein toller Schuh, der Spaß macht und für meinen Fuß eine ideale Passform hat. Aber ich spüre, dass er durch seine weiche Dämpfung meine Muskulatur anders belastet als zum Beispiel ein festerer Schuh. Mir wurde beim Nachdenken wieder einmal klar, wie unterschiedlich verschiedene Laufschuhmodelle den Körper, vornehmlich Muskeln, Sehnen und Bänder belasten und dann möglicherweise zu Problemen führen können. Dabei hat es selbstverständlich überhaupt nichts mit der Qualität oder der Funktionalität des Schuhes zu tun, sondern vielmehr mit dem Zusammenspiel Laufschuh und Läufer. Die Kunst ist es, den für sich richtigen Laufschuh zu finden. Das ist aber gar nicht so leicht, da sich im Laufe eines Halbmarathons oder gar eines Marathons zusätzlich der Laufstil verändert. Man wird schwerfälliger und läuft nicht mehr so flüssig wie zu Beginn eines Rennens.

Nun überlege ich die letzten Tage schon sehr intensiv, mit welchem Schuh ich in Valencia antreten soll. Eigentlich müsste ich dort beruflich einen New Balance Schuh laufen, da New Balance das Rennen sponsort. Und ich habe den New Balance Fuel Cell Super Comp Trainer auch dabei. Aber er ist auch sehr weich, hat aber einen fantastischen Sitz. Im April in Hamburg bin ich mit dem Hoka Carbon X 3 gelaufen und damit gut über die Marathondistanz gekommen. Dieser Schuh ist auf jeden Fall fester und gibt mir dadurch etwas mehr Stabilität. Zurzeit bin ich noch völlig unschlüssig, welchen Schuh ich in Valencia laufen werde. Möglicherweise kommen alle oben genannten Schuhe noch einmal im Training zum Einsatz, sodass ich die richtige Entscheidung treffen kann.Ziemlich sicher ist aber, dass ich in Valencia nicht barfuß am Start stehen werde und mir vor dem Rennen die Zeit nehmen werde, meine Beinmuskulatur ausgiebig zu dehnen!

 

Wochenkilometer: 35,9 km
Seit Hamburg: 1.730,3 km

Insgesamt: 2.641,3 km

Auf Instagram und Strava könnt ihr noch mehr über meine Marathonvorbereitung erfahren.

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