Laufen, Segeln - Segeln, Laufen

Noch 266 Tage bis Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt noch einmal einen Marathon laufen will. Und das mit 70 Jahren! Er hat sich hohe Ziele gesetzt und ist fest entschlossen, die 42,195 Kilometer in unter 3:30 Stunden zu schaffen. In diesem Blog berichtet er über seine Vorbereitung, seine Ziele und von den Höhen und Tiefen, dass das Lauftraining mit sich bringt.

Meine erste Segelurlaubswoche ist vorüber. Es ist nicht ganz einfach, Laufen und Segeln zeitlich miteinander zu vereinbaren. Am Dienstag segelten wir von Dyvig, einem Naturhafen auf der Insel Alsen, nach Middelfart, einer Stadt am Ausgang des Kleinen Belts. Wir benötigten 7 Stunden für die 30 Seemeilen (55,5 Km) lange Strecke. Schon morgens hatte ich einen trainingsfreien Tag einkalkuliert. Zwar hätte ich nach unserer Ankunft noch Zeit für einen Lauf gehabt, aber mir fehlte ehrlicherweise die nötige Energie. Auch wenn es kein Regattasegeln ist, strengt es mich auf eine andere Art und Weise als das Laufen an.

Am Folgetag sind wir dann auf Grund der Wettervorhersage schon früh zum nächsten Törn, nach Juelsminde, aufgebrochen. Um 18 Uhr bin ich dann noch 10 km gelaufen. Aufgrund von Starkwind haben wir in diesem Hafen noch 2 Hafentage eingelegt. Eigentlich hätte das eine gute Möglichkeit geboten, um zu laufen. Aber am nächsten Morgen hatte ich mit erheblichen Rückenbeschwerden zu kämpfen, so dass ich mich beim Aufstehen kaum bewegen konnte. Das überraschte mich völlig, spürte ich doch am Vorabend keinerlei Anzeichen von Schmerzen. Ich überlegte natürlich, was passiert sein könnte und kam zu zwei Ergebnissen. Am Vortag war ich ca. 1,5 km durch Strandsand gelaufen, was sicherlich zu einer anderen Belastung als sonst üblich geführt hat. Die zweite Möglichkeit war für mich das Segeln. Auf dem Weg nach Juelsminde hatten wir 6-7 Windstärken von achtern was zum Teil zu heftigen Schaukelbewegungen des Bootes führte. Meine Sitzposition könnte dabei zu einer ungewohnten Belastung geführt haben. Aber beide Gründe sind natürlich nur Spekulationen. Den ganzen Tag habe ich dann mit dem Gedanken gespielt, trotz meiner Beschwerden einen Lauf zu absolvieren. Letztendlich habe ich aus Vernunftgründen nicht trainiert. Stattdessen habe ich meinen Rücken mit Voltaren Schmerzgel behandelt. Und tatsächlich waren meine Schmerzen am nächsten Morgen nicht weg, aber deutlich geringer. Auch an diesem Tag fand wieder ein Zwiespalt in mir statt. Laufen oder nicht laufen. Ich entschied mich, gegen alle Vernunft, für das Laufen. Die Strecke vom letzten Mal änderte ich derart, dass sie nicht durch den Strandsand führte. Die Rückenbeschwerden spürte ich immer noch, sie waren aber durchaus erträglich. Ansonsten fühlte ich mich gut, was mich dazu veranlasste, statt 10 km 12 km zu laufen. Damit aber noch nicht genug. Den letzten Kilometer lief ich dann auch noch in exakt 5 Minuten, was mir nicht sonderlich schwerfiel.

Am Sonnabend sind wir dann weiter nach Aarhus gesegelt, was wieder einer Entfernung von ca. 30 Seemeilen entspricht. Da ich eine tolle Laufstrecke von früheren Aufenthalten kannte, bin ich gegen 18 Uhr noch für einen 10-Kilometer-Lauf aufgebrochen. So gut ich mich nach dem gestrigen Lauf zu fühlen meinte, holte mich dann doch wieder die Realität ein. Ich spürte den Lauf vom Vortag und fühlte mich nicht ausreichend erholt. Dazu kam, dass die Strecke stark profiliert war. Es ging rauf und runter. Trotzdem zeigte meine Garmin 945 am Ende nur eine durchschnittliche Herzfrequenz von 117 Schlägen an. Demnach war die Belastung objektiv nicht sehr hoch. Am Sonntag sind wir dann noch bei viel Wind ca. 13 Seemeilen weiter nach Norden gesegelt und haben im Hafen von Nappedam festgemacht. Hier war ich in meinem ganzen Seglerleben noch nie, hatte mir vorher schon
auf Google Maps die Umgebung des Hafens angeschaut und mir eine schöne Strecke durch den dortigen Wald ausgesucht. Diese lief ich dann auch am Abend. Sie war wirklich wunderschön, aber sie war auch wieder sehr hügelig. Mein Fazit der letzten Woche ist, ich bekomme das Segeln und Laufen ganz gut vereinbart. Und ein erstes Ziel im Rahmen meiner Marathonvorbereitung hatte ich ja so definiert, dass das Laufen wieder in mein tägliches Leben eingebettet sein muss. Ich merke, dass mein Laufen wieder zur Routine wird und ich gar nicht darüber nachdenken muss, ob ich laufe. Dabei spüre ich, dass ich langsam Leistungsfortschritte mache. Das macht sich zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass ich bei jedem Training das Gefühl habe, ich könnte auch länger laufen.

Zum Abschluss des heutigen Blogbeitrags noch kurz einige Sätze zur Verletzungsanfälligkeit. Ich war zu meiner besten Zeit als Leistungsläufer so gut wie nie verletzt. Ich führe das, und das habe ich durch die zurückliegende Woche wieder gemerkt, auf die Beschaffenheit meiner früheren Trainingsstrecken zurück. Ich bin
die meiste Zeit im Wald und auf unebenen Wegen gelaufen. Jeder Schritt war demzufolge anders. Es ging ständig bergauf und bergab. Ich musste über Pfützen und Bäume springen und häufig hatte ich keinen Halt. Dabei wurden meine Bänder und meine Muskulatur völlig unterschiedlich belastet. Da ich nun seit Jahrzehnten in der Kieler Innenstadt wohne, laufe ich meistens auf festen, geteerten und gepflasterten Untergründen. Die Bänder
und Muskulatur werden nun immer gleich belastet. Bei 20-30 Wochenkilometer mag das noch in Ordnung sein, aber bei größeren Kilometerumfängen wird das Verletzungsrisiko zunehmen. Durch diese Tatsache war ich immer ein Befürworter von Training auf unterschiedlichen Untergründen. Dieses ist mir in den letzten Jahren aus Zeitmangel verloren gegangen und ich habe jetzt wieder gemerkt, wie wichtig es ist. Also muss eine weitere Maßnahme meiner Marathonvorbereitung sein, mehrmals die Woche zum Beispiel im Gelände zu laufen.

Wochenkilometer: 50,5 km

Kilometer insgesamt: 601 km

Auf Instagram und Strava könnt ihr noch mehr über meine Marathonvorbereitung erfahren.

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Comments

  • Hallo Rainer!
    Gute Besserung für deinen Rücken! Das Bordleben, besonders wenn viel Welle ist, ist eine ganz andere Belastung für den Schreibtischtäter! In Aarhus bin ich auch durch den Wald gelaufen. 10 km nach Süden und zurück. Danach war ich ganz schön platt. Wo bist du Julesminde gelaufen? Der Weg hoch um Sendemast fand ich öde. Viel Spaß noch!!! Susanne

    Posted vor 3 Jahre by Susanne Mohn

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