Marathontraining: Die Läufe werden länger

Noch 252 Tage bis Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt noch einmal einen Marathon laufen will. Und das mit 70 Jahren! Er hat sich hohe Ziele gesetzt und ist fest entschlossen, die 42,195 Kilometer in unter 3:30 Stunden zu schaffen. In diesem Blog berichtet er über seine Vorbereitung, seine Ziele und von den Höhen und Tiefen, dass das Lauftraining mit sich bringt.

Unsere dreiwöchiger Segelurlaub ist jetzt schon wieder vorüber. Die letzte Woche war seglerisch eine Herausforderung. Wir mussten bei viel Regen, Wind und Gewitter segeln und hatten zudem den Wind meisten „gegenan“. Diese Bedingungen hatten natürlich großen Einfluss auf mein Lauftraining. Am Montag der letzten Woche, wir lagen noch in Aarösund, bin ich aufgrund von Gewittern letztendlich nicht gelaufen. Am Dienstag sind wir dann weiter Richtung Heimat, nach Dyvig gesegelt. Der Wind kam genau von vorn. Also mussten wir kreuzen, was anstrengender und anspruchsvoller ist, als den Wind von achtern zu bekommen, aber mir den größten Spaß und die größte Befriedigung bereitet. Für die eigentliche Entfernung von etwa fünfzehn Seemeilen benötigten wir durch das Kreuzen jedoch fünfundzwanzig. Unterwegs erwischte uns zudem noch eine deftige Schauerböe. Die Sicht lag darin bei unter hundert Meter. In diesen Momenten beschleicht mich immer wieder ein mulmiges Gefühl, weil man nicht genau einschätzen kann, was noch alles auf einen zukommt. Nach ca. zwanzig Minuten war dann der Spuk vorbei, der Wind ließ nach und die Sicht war wieder klar. Allerdings blieb der Regen noch eine ganze Weile.

Am Abend bin ich dann in Dyvig eine schöne Strecke von zwölf Kilometer Länge gelaufen. Wie schon mehrfach in diesem Urlaub hatte ich mir auch diese Strecke vorher auf Google Maps angeschaut und ausgesucht. Mittwoch sind wir dann bei gutem Wetter, aber eher wenig Wind nach Maasholm, einem Ort in der Schlei gesegelt. Durch den mäßigen Wind benötigten wir für die dreißig Seemeilen lange Strecke gut sieben Stunden. Somit war ich am Abend etwas in Zeitnot, um noch zu laufen. Aber ich raffte mich auf und lief meine dort übliche, sehr schöne Runde von neun Kilometer. Am Donnerstag bin ich aus mir unerklärlichen Gründen nicht gelaufen. Das Wetter war bestens und ich hatte alle Zeit der Welt. Ich habe mich mit verschiedenen Sachen beschäftigt und plötzlich war es Abend. So weit ist es in der Zwischenzeit schon gekommen, dass ich ein schlechtes Gewissen habe und ich mir Vorwürfe mache, nicht gelaufen zu sein. Am Freitag sind wir abermals bei schönem Wetter und gutem Segelwind zurück zu unserem Heimathafen Strande gesegelt. Aufgrund des lauffreien Vortags und meines immer noch schlechten Gewissens hatte ich mir überlegt, von Strande nach Kiel in die Rathausstraße zu laufen, um mein Auto zu holen. Damit würde ich die längste Distanz während meiner bisherigen Vorbereitung auf den Marathon im kommenden Frühjahr laufen. Tatsächlich wurden es am Ende gut achtzehn Kilometer bei warmen und schwülen Temperaturen. Ich lief 5:34 Minuten pro Kilometer mit einer Endzeit von 1:42,28 Stunden. Da ich ein Läufer mit langer Vergangenheit bin, habe ich trotz der höheren Temperaturen unterwegs nicht getrunken.

Vor 50 Jahren war es einfach nicht üblich, während des Laufens zu trinken.  Und so bin ich noch bis heute programmiert und komme damit gut klar. Bei damaligen Marathonläufen durfte lediglich an den offiziellen Getränkeständen des Veranstalters üblicherweise alle 5 Kilometer getrunken werden. Auch eigene Getränke musste man anmelden und an die Verpflegungsstationen transportieren. Mir sind Fälle von Disqualifikationen bekannt, wo Läufer beim Trinken außerhalb der Verpflegungszonen ertappt wurden. Ehrlicherweise weiß ich gar nicht, wie die Regeln heute sind. Aber viele der Läufer tragen heute ihre Getränke an entsprechenden Gurten oder sogar Trinkrucksäcken bei sich. Das Thema Flüssigkeitsversorgung ist heute gegenüber früher hoch aktuell und es gibt verschiedenste Theorien über die aufzunehmende Menge und auch deren Inhalt. Beim New York City Marathon werden vom Veranstalter bei Kilometer 26 zusätzlich sogar Gels an die Teilnehmer verteilt. Auch diese haben manche Läufer schon am Start bei sich. Um nach meiner längsten Distanz ausreichend zu regenerieren, habe ich am Sonnabend dann schon den dritten Ruhetag der Woche eingelegt. Gleichzeitig keimte in mir die Idee auf, am heutigen Sonntag gleich den nächsten für mich längeren Lauf zu absolvieren. So startete ich dann tatsächlich meinen nächsten 18 Kilometer langen Lauf. Ich fühlte mich gut und schien  die Belastung vom Freitag gut überstanden zu haben. Nach etwa drei Kilometer kam mir Dirk Lonnemann, Initiator des gerade in Kiel stattgefundenen „Lighthouse Swim“, entgegen. Wortlos drehte er um und wir liefen dann gemeinsam meine restlichen 15 Kilometer. Dirk lief dann, wie ich hinterher auf Strava sehen konnte, noch einige Kilometer zusätzlich. Durch die Begegnung mit Dirk lief ich dann mit 5:24 pro Kilometer deutlich schneller als geplant. Und obendrein, lief ich mir noch eine Blase an der linken Ferse. Und das mit einem meiner Lieblingsschuhe, dem Hoka, Rocket X. Da ich aus alter Gewohnheit immer barfuß im Schuh laufe, passiert es gelegentlich. Aber diesen Schuh bin ich schon mehrfach gelaufen. Und trotzdem kann es passieren. 

Mein Fazit unseres Urlaubs ist, dass ich das Segeln und das Laufen gut miteinander verbinden konnte. Immerhin bin ich an sechzehn von einundzwanzig Urlaubstagen gelaufen und habe dabei insgesamt 181 Kilometer zurückgelegt. Mit diesem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und blicke optimistisch auf die nächsten Monate.

Wochenkilometer: 57,8 km

Kilometer insgesamt: 711,3 km

Auf Instagram und Strava könnt ihr noch mehr über meine Marathonvorbereitung erfahren.

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