Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt, ist mit 70 Jahren noch einmal einen Marathon gelaufen. Nach dem Hamburg-Marathon hat ihn das Lauffieber wieder gepackt. Im Winter plant er, am Valencia-Marathon teilzunehmen und diesen in 03:30 Stunden zu laufen. In diesem Blog blickt er alle vier Wochen auf seine Erfahrungen, seine Pläne und von den Höhen und Tiefen des Lauftrainings zurück.
Die letzten beiden Monate des Sommers sind verflogen. Noch Anfang August fühlte ich mich sehr gut – ohne gesundheitliche Probleme. Doch dann hatte ich eine Woche, in der mir das Laufen schwerer fiel. Bei einem Lauf von 12 km fühlte ich mich plötzlich schlecht. Jeden Meter musste ich mir erkämpfen und wäre am liebsten stehen geblieben. Ich war etwas ratlos und konnte mir meine Verfassung nicht erklären. Und nach dem Lauf kam ich kaum die Treppen zu unserer Wohnung hoch. Es wurde nur schlimmer. Ich fühlte mich noch schlechter, auch wenn ich nur 5 km lief. Mit einem Besuch beim Internisten, Schwerpunkt Kardiologie wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Ich hatte Angst vor einer Herzmuskelentzündung und wollte mich auf jeden Fall untersuchen lassen. Mein Herz wurde geschallt, mein Blut untersucht. Zusätzlich wurde mein Blutdruck 24 Stunden gemessen. Das Ergebnis war alles bestens. Es gibt keine medizinische Erklärung für mein Befinden. Am Wochenende nach dem Besuch bin ich jeden Tag gelaufen. Ich fühlte mich deutlich besser, aber noch nicht so gut wie vor dem unerwarteten Leistungseinbruch. Diese Woche bleibt ein Rätsel für mich.
Zum Glück ging es danach wieder bergauf. In den folgenden Wochen lief es wieder besser. Trotzdem hatte ich das Gefühl, noch nicht wieder der „Alte“ zu sein. Meine Laufleistung war etwa bei 60 km pro Woche mit etwas reduziertem Lauftempo. Mein Ziel war, mich trotz Laufen wieder zu erholen. So ist es halt häufig mit uns Läufern: ein ständiges auf und ab! Wichtig ist: Der Glaube an sich selbst muss immer da sein! Ich konnte meine Laufleistung halten, trotz der Hitze. Der Schweiß ran an mir herunter, obwohl ich versucht hatte, behutsam und schonend zu laufen. Mitte August war ich für ein paar schöne und ereignisreiche Tage in München. Trotzdem habe ich dennoch die 60-km-Marke wieder überboten. In München gab es eine Trainingseinheit auf der Bahn. Dabei habe ich auch einige Sprints über 100 m absolviert. Nach Jahrzehnten völlig ungewohnt. Aber mir wurde spontan wieder bewusst, dass dieses Training wichtig ist. Dabei meine ich nicht so sehr das Laufen in der Sauerstoffschuld durch schnelle Intervalle, sondern die Verbesserung des Laufstils. Deshalb werde ich diese Trainingsart ab jetzt häufiger durchführen! In der letzten Augustwoche wurde mir klar, wie sehr die Zeit mal wieder rast - nur noch 14 Wochen bis Valencia. Es fiel mir schwer, mich einzuschätzen. Ich kann mich schwer einschätzen. Eigentlich glaubte ich schon in einer guten Form zu sein. Aber es gab immer mal wieder Tage, an denen es nicht so läuft. Solche Tage lassen mich zweifeln. Beispielweise bin ich einen Halbmarathon in 1 h 50 min gelaufen, dabei die 1. Hälfte in 5:24 und die 2. Hälfte in 5:03. In der Zeit vor dem Kiel.Lauf habe ich oft auf der Strecke trainiert. Schließlich muss ich alles im Auge behalten: Vermessen, auszeichnen, kontrollieren und auf Baustellen achten.
Die letzte Woche vor dem Kiel.Lauf ist immer besonders anstrengend und damit beginnt der September eher stressig. Dabei ist die Streckenmarkierung für mich jedes Jahr ein Ritual. Ich versuche dabei immer die Kiel.Lauf-Runde in der Ideallinie zu laufen. So wie sie auch vermessen wird. Jedes Jahr bin ich aufs Neue erschüttert, wie verständnislos Autofahrer, aber auch Radfahrer auf mich reagieren. Häufig musste ich im letzten Moment auf den Gehweg springen. Hupen und Pöbeleien waren auch keine Seltenheit. Selbst Radfahrer, die z. B. an der Kiellinie auf ihr Recht bestehen, schrien mich an und weichen keinen Zentimeter, obwohl es ein Leichtes wäre. Aber ich bin ja hart gesotten! Die 10,4 km beim Kiel.Lauf haben mich müde gemacht. Schon seit Jahren laufe ich eine Runde beim Kiel.Lauf mit, um mir ein Bild von der Strecke zu machen. Meine Zeit lag dabei zwischen 48 und 65 Minuten. In diesem Jahr waren es 53 Minuten. Ehrlich gesagt hätte ich gut nach einem Kilometer aufhören können. Die letzte Woche vor dem Kiel.Lauf belastet mich zusehends stärker und ich erhole mich wesentlich langsamer. Von 6 Uhr an war ich auf der Strecke und kontrollierte sie. Ein Telefonat mit dem 1. Polizeirevier hat dafür gesorgt, dass meine Stimmung im „Keller“ war. Doch es half nichts, danach musste ich an den Start und laufen. Viele haben mich gefragt: „Und warst du zufrieden mit deinem Lauf?“ Mir fiel keine gute Antwort an, aber nein, ich bin es nicht – jammern, hilft aber auch nicht!
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Wieder ein sehr interessanter Bericht, vielen Dank!
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