Sorge wegen Corona

Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt, ist mit 70 Jahren noch einmal einen Marathon gelaufen. Nach dem Hamburg-Marathon hat ihn das Lauffieber wieder gepackt. Im Winter plant er, am Valencia-Marathon teilzunehmen. In diesem Blog blickt er alle vier Wochen auf seine Erfahrungen, seine Pläne und von den Höhen und Tiefen des Lauftrainings zurück.

Datum Strecke Pace Herzfrequenz Anstieg
07.11. Laufpause      
08.11. 16,0 km 5:21 min 118  
09.11. 10,1 km 5:28 min 119  
10.11. 12,1 km 5:14 min 124  
11.11. 10,6 km 5:22 min 116  
12.11. Laufpause      
13.11. 21,1 km 4:58 min 131  

Die letzte Woche war geprägt durch Corona. Nachdem meine Frau am Sonnabend, dem 5. November, einen positiven Test hatte, testete ich mich täglich und wartete förmlich darauf, auch ein positives Testergebnis zu erhalten. Aber meine Testergebnisse waren einschließlich Sonntag, 12. November, regelmäßig negativ. Trotzdem spürte ich eine Menge Unsicherheit. Durch mein medizinisches Umfeld wurde mir diese auch nicht genommen. Gab es doch Stimmen, die sagten, trotz des negativen Tests könnte ich infiziert sein. Oder möglicherweise hätte ich Corona schon vor meiner Frau gehabt und hätte sie angesteckt. Deshalb nahm ich meinen Körper viel intensiver wahr als sonst und reagierte auf jede noch so kleine Veränderung. So polterte gelegentlich mein Herz und ich beobachtete, dass meine Herzfrequenz etwas höher war als die Wochen zuvor. Ein Kratzen im Hals oder eine „laufende“ Nase registrierte ich ebenso. Trotzdem trainierte ich, obwohl immer mit einer Portion Skepsis.

Für den 13. November hatte ich mich dann ja zum Halbmarathon in Santa Cruz de Tenerife angemeldet. Immer wieder kreisten meine Gedanken um das Thema, darf ich laufen oder aus Vorsicht doch lieber nicht. Am Sonnabendabend entschied ich mich dann, an den Start zu gehen. Ein ambitioniertes Ziel hatte ich dabei nicht vor Augen. Meine Idee war, einfach loslaufen und schauen, was passiert. Meine Frau fragte noch, wann wirst du wieder hier sein und ich antwortete: „1:50“. Der Start erfolgte um 8:30 Uhr und ich war froh, dass es zu diesem Zeitpunkt noch bewölkt war. Das Thermometer zeigte trotzdem schon 25 Grad an. Meine Startposition war optimal, denn im Ziel war meine Nettozeit nur 15 Sekunden langsamer als die gemessene Bruttozeit.

Der Startschuss fiel, ich lief los und versuchte schnell meinen Rhythmus zu finden. Am Anfang war es das gewohnte Gewusel. Da heißt es, Ruhe zu bewahren und sich von der Hektik nicht anstecken zu lassen. Die ersten Kilometer lief ich in 5:05, 5:07 und 5:11. Von da an lief ich alle weiteren Kilometer unter 5 Minuten. Leider hat meine Garmin 945 die ersten Kilometer sehr ungenau aufgezeichnet. Wie ich hinterher feststellte, bin ich abseits von Straßen, über Häuser etc. gelaufen. Dadurch zeigte meine Uhr an den offiziellen Kilometermarkierungen regelmäßig ca. 500 m mehr an. Den Lauf habe ich sehr genossen, da ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, mich an meiner Leistungsgrenze zu befinden. Meine Herzfrequenz von 131 Schlägen bestätigt mein Gefühl sicherlich. Trotzdem gibt es einen Wermutstropfen. Exakt 500 Meter vor dem Ziel schoss mir ein stechender Schmerz in den linken Oberschenkel. Mein erster Gedanke war aufhören und ins Ziel gehen. Doch ich habe dann versucht, mein Tempo zu drosseln, mein Gewicht mehr auf das rechte Bein zu verlagern und den Laufstil zu ändern, um die Belastung des linken Beines etwas zu reduzieren. So kam ich dann mit einer von mir gemessenen Zeit von 1:44:31 Std. ins Ziel, die dann später auch meine offizielle Nettozeit darstellte. Damit wurde ich dann offiziell 299. in der Gesamtwertung und erster von sechs in meiner AK 70 gewerteten Läufern.

Da ich seit einiger Zeit die Ergebnisse vieler großer Laufveranstaltungen recherchiere, ist mir klar geworden, dass ich mich mit meinen Leistungen fast immer unter den ersten Läufern befinden werde. Für Valencia hatte ich bis zum Sonntag auch das Ziel, mindestens unter 3:40 Stunden zu laufen und im Idealfall sogar meine Altersklasse zu gewinnen.Für die Allgemeinheit hat das sicherlich keine große Bedeutung, aber ich setze mir derartige Ziele ausschließlich für mich selbst und schöpfe mein Selbstbewusstsein und meine Leistungsfähigkeit daraus. Wie es in den nächsten drei Wochen mit meinen Oberschenkelbeschwerden allerdings weitergeht, muss ich abwarten und ist nicht vorherzusehen. Ich hatte zwischenzeitlich Kontakt zu meinem Kieler Osteopathen Dirk Werner, der mich mit den gleichen Beschwerden im Februar innerhalb von Tagen wieder fit bekommen hat. Sein Tipp, die nächsten Tage auf jeden Fall nicht laufen. Wenn es mir möglich ist, gehen und Radfahren. Hauptsächlich aber den Oberschenkel auch dehnen und mit einer Blackroll behandeln. Sollten meine Oberschenkelbeschwerden damit bis Donnerstag nicht behoben sein, ziehe ich auch eine Rückkehr nach Kiel zur Behandlung vor Ort in Erwägung. Ich habe leider drei Wochen vor Valencia keine Zeit für Experimente.

Wochenkilometer: 70,4 km
Seit Hamburg: 1.698,4 km

Insgesamt: 2.605,4 km

Auf Instagram und Strava könnt ihr noch mehr über meine Marathonvorbereitung erfahren.

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