Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt, ist 70 Jahre alt und hat in diesem Jahr wieder damit begonnen, Marathon zu laufen. Im Frühjahr lief er zum ersten Mal mit 70 den Marathon im Hamburg und am vergangenen Wochenende hat er am Valencia-Marathon teilgenommen. In diesem Blog blickt er alle vier Wochen auf seine Erfahrungen, seine Pläne und von den Höhen und Tiefen des Lauftrainings zurück.
Datum | Strecke | Pace | Herzfrequenz |
28.11. | Laufpause | ||
29.11. | 10,5 km | 5:25 min | 122 |
30.11. | 8,4 km | 5:29 min | 114 |
01.12. | Laufpause, Anreise Valencia | ||
02.12. | 6,1 km | 5:24 min | 112 |
03.12. | 6,0 km | 5:25 min | 110 |
04.12. | 42,2 km | 5:14 min | 139 |
Das war er nun also – der Valencia Marathon 2022. Nach dem Hamburg Marathon 2022 hatte ich kurz innegehalten und mich dann entschlossen, mein auf ein Jahr angelegtes Marathonprojekt doch noch nicht zu beenden, sondern einen weiteren Marathon zu laufen. Der Valencia Marathon erschien mir für meine persönliche Planung am geeignetsten. Ich hatte zwar die letzten beiden Läufe per Livestream verfolgt, hatte aber keine Vorstellungen von dieser Laufveranstaltung. Jetzt muss ich sagen: toller Lauf, super organisiert und mit einem einmaligen Start-/Zielbereich. Die Strecke empfand ich nicht durchgängig als gut, obwohl sie scheinbar schnelle Zeiten zulässt. Mir ist sie teilweise zu kurvig und an manchen Stellen verengt sie sich, sodass im dichten Läuferfeld kleine Staus entstehen. Aber die Versorgung an der Strecke war super, diverse Bands spielten und aus vielen Lautsprechern dröhnte Musik. Besonders auf der 2. Hälfte standen die Zuschauer dichtgedrängt. Zudem spielte dieses Mal das Wetter mit und bescherte optimale Bedingungen (trocken, morgens 11 Grad, windstill). Diese Laufveranstaltung scheint von der gesamten Stadt getragen zu werden (Werbeslogan: „Runners own this city“). Überall wurde mit Plakaten auf diesen Lauf hingewiesen, sodass ich richtig toll auf dieses Ereignis eingestimmt wurde. Da wir in einem Hotel direkt am Startbereich übernachteten, bekamen wir schon 2 Tage zuvor die Vorbereitungen bis tief in die Nacht mit. Auf jeden Fall, kann ich sagen, ist dieser Lauf eine Reise wert!
Nun zu mir! 31 Trainingswochen und 1.864,2 km liegen ab dem 1.5.22 hinter mir, wöchentlich im Durchschnitt also gut 60 km. Damit bin ich in etwa denselben Umfang wie vor Hamburg gelaufen. Ursprünglich hatte ich gehofft, etwas mehr Kilometer zu absolvieren. Aber so leicht ist es in meinem Alter eben nicht mehr. Ich schrieb es schon mehrfach, die Kunst ist es, die richtige Balance zu finden zwischen ausreichend Training und verletzungsfrei zu bleiben. Ich spüre manchmal wie eng dieser Grad ist. Zur Erinnerung: beim Halbmarathon von Santa Cruz bekam ich 500 Meter vor dem Ziel von einem zum anderen Moment Oberschenkelbeschwerden und dachte, das wäre es mit Valencia gewesen. Glücklicherweise konnte ich die Beschwerden beheben. Und das ist die Crux: je höher die Trainingsbelastung in Umfang und Intensität, desto besser wird im Normalfall die Leistung sein, aber die Verletzungsanfälligkeit steigt ebenso. Zusätzlich muss ich sagen: meine aktuelle zeitliche Belastung ist jetzt schon enorm. Bei meinen jetzigen Zeiten im Training muss ich im Schnitt zwei Stunden pro Trainingstag einplanen, auf Teneriffa sogar noch 30 Minuten zusätzlich für Autofahrten zu meinen Laufstrecken. Früher war das für mich normal, aber in meinem jetzigen Alter denke ich manchmal froh sein zu können, dass mir Laufen überhaupt noch möglich ist.Andererseits macht mir das intensivere Laufen deutlich mehr Spaß, als die letzten Jahre das Gesundheitslaufen - zu spüren, wie der Körper wieder leistungsfähiger wird. Ich war in meinem Leben nie übergewichtig, trotzdem wiege ich statt die letzten Jahre 83 jetzt etwa 77 Kilogramm und fühle mich deutlich wohler damit.
Vor dem Start war ich wieder sehr unsicher, welche Leistung ich erzielen kann. Meine simple Logik ist: Ein guter Marathonläufer benötigt mehrere Jahre, um gute Leistungen zu erbringen. Also war ich fest davon überzeugt, dass das halbe Jahr Training seit Hamburg auch ohne Umfangssteigerung meine Form verbessert haben muss und ich in Valencia schneller laufen müsste. Bloß wie viel schneller? Dass ich die ursprünglich einmal anvisierten 3:30 Stunden nicht erreichen würde, ist mir seit einiger Zeit klar geworden. In meinem letzten Blogbeitrag habe ich von meinen 3 Zielen für den Valencia Marathon geschrieben. Mein 1. Ziel, schneller als in Hamburg zu laufen, habe ich erreicht. Mein 2. Ziel, unter 3:40:00 zu laufen, habe ich um 26 Sekunden verfehlt. Und mein 3. Ziel (3:35 ) liegt noch in weiter Ferne. Beim Start stand ich optimal, benötigte gerade einmal 18 Sekunden vom Startschuss bis zur Startlinie. Der Start erfolgte in mehreren Wellen, eingeteilt war ich in der 3. Dieses Mal war ich ziemlich nervös. Danach versuchte ich meinen Rhythmus zu finden, obwohl ein unglaubliches Gewusel um mich herum war. Ich bin nach Gefühl losgelaufen, habe aber bei jedem Kilometer meine Zeit gecheckt. Ein bekanntes Problem beim Marathon ist ja, dass man anfangs das Gefühl hat, zu langsam zu laufen bzw. schneller laufen zu können und die Gefahr, sich von überholenden Läufern mit reißen zu lassen, ist groß.
Aber bei der Länge der Strecke kann sich das auf den letzten Kilometern rächen. Auch bei diesem Rennen überholte ich ab km 30 diverse Läufer, die gingen oder stehen geblieben waren, wenn ich mir die offizielle Durchlaufliste vom Veranstalter ansehe, bin ich von Kilometer 1 bis Kilometer 25 mit 5:06 bzw. 5:07 extrem gleichmäßige Abschnitte gelaufen. Ab Kilometer 25 wurde ich dann langsamer. Bei der Halbmarathonmarke betrug meine Durchgangszeit 1:47:31 (5:07). Die 2. Hälfte lief ich dann in 1:52:55 (5:20). Bei zwei gleich gelaufenen Hälften hätte meine Endzeit 3:35 betragen.
Die ersten Kilometer liefen unproblematisch, selbst zur Hälfte des Rennens hatte ich noch das Gefühl einer Leistungsreserve. Ab 10 km hatte sich das Feld positioniert, trotzdem musste ich weiterhin bei dem Gedränge (27000 Teilnehmer) achtsam sein: Bei jedem Getränkestand wechselten einige Läufer unkontrolliert die Spur. Dann fing es an, km für km härter zu werden, was man ja auch an meinen Zwischenzeiten ablesen kann. Es war bei mir weniger der berüchtigte Mann mit dem Hammer als zunehmende Schmerzen im gesamten Bewegungsapparat. Bei km 32 stand meine Frau und feuerte mich an. Mental kämpfte ich mich von km zu km vor, bei km 37 hatte ich dann aber das sichere Gefühl, das Ziel auch zu erreichen. In Valencia erreicht man den Zielbogen, in dem man auf einem Steg über ein Wasserbecken läuft - das ist schon spektakulär und einmalig. Trotzdem steht für mich im Ziel das Gefühl im Vordergrund, mich im Rennen durch Höhen und Tiefen durchgekämpft zu haben!
Meine Schlussfolgerung ist, meine Grundlagenausdauer reicht noch nicht aus, um eine bessere Endzeit zu erzielen. Weiter oben schrieb ich über Laufumfang und über die Jahre, die man trainiert. Beides könnte ich noch verbessern, um meinem Ziel von 3:30 doch noch näher zu kommen. Aber will ich das? Ich weiß es noch nicht und mache mir erneut Gedanken über meine läuferische Zukunft. Heute, so kurz nach dem Lauf kann und will ich die Frage nicht beantworten. Von daher wird es sicherlich noch einige Blogbeiträge geben, in denen ich über meine Gedanken und letztendlich auch über meine Entscheidung berichte!
Insgesamt: 2.775,2 km
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